Aschauer Heiliges Grab, © Foto Berger
Himmelsleiter von Erwin Wiegerling, © Erwin Wiegerling
Aschauer Heiliges Grab, © Foto Berger
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Logo Das Aschauer Heilige Grab
Aschauer Heiliges Grab, © Foto Berger
Aschauer Heiliges Grab, © Foto Berger
Aschauer Heiliges Grab, © Tourist Info Aschau im Chiemgau

Das Aschauer Heilige Grab

11. MÄRZ BIS 24. April 2022

FÜHRUNGEN
KIRCHLICHE VERANSTALTUNGEN
KULTURELLE VERANSTALTUNGEN

400 JAHRE GESCHICHTE „ASCHAUER HEILIGES GRAB“ (1618-2018)

REGIONALE BEDEUTUNG

Das 1618 erstmals erwähnte barocke Aschauer Hl. Grab ist ein kulturelles Kleinod des westlichen Chiemgaus, das seit Mitte der 1950er Jahren längst in Vergessenheit geraten schien. Über fünf Jahrzehnte lagerte und verstaubte der Kulissenaufbau auf dem Kirchen-Dachboden. Nur noch wenige der älteren Aschauer erinnern sich an das prächtige Szenarium an den Kartagen, mit dem das ganze Presbyterium der abgedunkelten Pfarrkirche „Darstellung des Herrn“ ausgefüllt war. Das unglaubliche „Schauspiel“ bei der Auferstehungsfeier und die Fertigkeit, dieses kunstvolle Bauwerk innerhalb eines Gotteshauses auf- und wieder ab zu bauen, wirken bis heute nach. Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts besuchten Gläubige und Kunstinteressierte aus der ganzen Region das wegen seiner außergewöhnlichen Größe und Schönheit berühmte Hl. Grab in Aschau i.Ch. Ab der Fastenzeit 2019 war dies erstmals wieder möglich.

GRÜSS GOTT
und herzlich willkommen in unserer Aschauer Pfarrkirche mit dem renovierten Heiligen Grab, das nach über 60 Jahren 2019 erstmals wieder in voller Größe zur Fasten- und Osterzeit aufgestellt wurde Die christliche Glaubensüberzeugung, dass die Passion, der Kreuzestod und die Auferstehung Jesu von zentraler Bedeutung für die Menschheit sind, hat zu allen Zeiten den menschlichen Geist herausgefordert, die Liturgie geformt, die Phantasie im szenischen Spiel beflügelt und unzählige Werke der bildenden Kunst und der Musik hervorgebracht. Das „Aschauer Heilige Grab“ ist ein beeindruckendes historisches Zeugnis dafür, gerade auch in seiner traditionellen Verbindung von theatralischer, musikalischer und künstlerischer Darstellung, sowie der Feier der österlichen Gottesdienste. Dank des beständigen Engagements des Heimat- und Geschichtsvereins Aschau, der vielfachen Unterstützung durch die Gemeinde Aschau mit der Tourist Info, der wesentlichen Förderung der Restaurierung durch das Erzbischöfliche Ordinariat München und dem Einsatz vieler Beteiligter kann nun für die Zukunft "Das Aschauer Heilige Grab“ aufgestellt werden.

Zur Geschichte

Anfang des 17. Jahrhunderts setzt sich in der katholischen Kirche verstärkt die schon im Mittelalter begonnene Zeit der Reliquien- und Heiligenverehrung, der Wallfahrten und Prozessionen fort. Ebenso beliebt wird das lebensnahe Nachspielen von Legenden aber auch von Szenen aus den Evangelien-Berichten. Das Leben und Sterben Jesu Christi spielt dabei eine herausragende Rolle. Auch in der Pfarrei Niederaschau erscheint 1618 ein erster Hinweis auf ein Hl. Grab, das im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ergänzt, erneuert und vergrößert wird. 1797/99 schließlich, entsteht das Aschauer Hl. Grab, wie es heute noch erhalten ist. Zuletzt wird es 1892 gründlich renoviert und bis Mitte der 1950er Jahre in der Kirche aufgebaut. Der Kulissenaufbau ist mit rund 7 m Breite, 10 m Höhe und 6 m Tiefe gewaltig. Im westlichen Chiemgau ist es eines der größten und schönsten. Den liturgischen Neuerungen in den 1950er und 60er Jahren fällt u.a. auch die Tradition der Heilig-Grab-Aufbauten zum Opfer. In Aschau werden die Kulissen auf dem Kirchendachboden gelagert. Nur einzelne Teile verwendet man zum Aufbau eines wesentlich kleineren Heiligen Grabes zunächst am rechten Seitenaltar, schließlich in der Kreuzkapelle. 

Näheres zur Geschichte siehe: Quellenband XIV zur Chronik Aschau i.Chiemgau,
„Kirchengeschichtliches aus dem Priental“ von Rupert Wörndl; Gemeinde Aschau i.Chiemgau,
ISBN 3-9804643-4-2

Bestrebungen zum Wiederaufbau

Anfang der 1980er Jahre gibt es in der Pfarrei Bestrebungen, eventuell das traditionelle Aschauer Hl. Grab wieder einmal aufzubauen. Aber erst in den 1990er Jahren gelingt es mit Hilfe des 1984 gegründeten Heimat- und Geschichtsvereins (HGV), die alte Tradition zu neuem Leben zu erwecken. Zuerst wird 2002 während der Fastenzeit zusammen mit der Pfarrei die auf 1645 zurückreichende Ölbergandacht mit beweglicher Szenerie (Hauptaltarbild) wieder eingeführt. Bei dieser Aktion sichtet man auch die auf dem Speicher verstaubten Kulissenteile des alten Hl. Grabes. Um wenigstens einige davon der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen, entschließt sich der Verein, in der Festhalle Hohenaschau ein „Auferstehungsspiel“ zu organisieren.

Das erste „Aschauer Auferstehungsspiel“

Die Idee, das Hl. Grab nicht nur als kulturhistorische Kulisse, sondern zeitgemäß und neu bewertet ins Bewusstsein der Aschauer zu rücken, wird bald darauf umgesetzt. Den Verantwortlichen geht es darum, einen alten Brauch mit neuem Leben zu erfüllen und eine überlieferte Tradition zeitgemäß zum Nutzen der gesamten örtlichen Gemeinschaft umzusetzen. Auch für die kirchliche Seite eine gute Gelegenheit, den Gemeindemitgliedern (und allen Interessierten) das Leben und Sterben, aber natürlich auch die Auferstehung Jesu aus heutiger Glaubenssicht durch ein Spiel intensiver begreifbar zu machen. 2005 feiert das „Aschauer Auferstehungsspiel“, geschrieben von Werner Hoffmann und Stefan Hintermeier, unter der Schirmherrschaft von Weihbischof Dr. Franz Dietl, in der Festhalle Hohenaschau Premiere. Ca. 130 Schauspieler, Chormitglieder, Musiker, Handwerker und Helfer tragen zum Gelingen des Projektes bei. Alle acht Vorstellungen sind ausverkauft. Die Dorfgemeinschaft „rückt zusammen“.

Die weitere Entwicklung

2014 bekundet plötzlich das Diözesanmuseum wegen einer Ausstellung Interesse am ehemaligen Aschauer Hl. Grab. Eine glückliche Fügung, denn die verbliebenen Teile des Hl. Grabes müssen sowieso aus Brandschutzgründen und wegen Reparaturarbeiten am Kirchendachstuhl „verschwinden“. Die Kulissen werden nach Gaißach bei Bad Tölz, zur Erwin Wiegerling RestaurierungsGmbH verbracht, um dort restauriert zu werden. In der Zwischenzeit stellt sich heraus, dass das Aschauer Hl. Grab für die geplante Ausstellung zu groß ist. Verständlicherweise ist die kirchliche Seite zu einer vollständigen Finanzierung der Restaurierung nur dann bereit, wenn die Teile des Hl. Grabes künftig fachlich einwandfrei gelagert werden und die Aschauer ein schlüssiges Nutzungskonzept vorlegen. HGV und Gemeinde erarbeiten zusammen mit der Pfarrkirchenstiftung ein Konzept, das die Diözese letztendlich akzeptiert.

Das Konzept 2019

Name des Projektes: „Das Aschauer Hl. Grab“ Eigentümer des Hl. Grabes und verantwortlich für Auf- und Abbau ist die kath. Kirchenstiftung Aschau. Das Erzbischöfliche Ordinariat München ist zuständig für die Restaurierung und übernimmt größtenteils deren Finanzierung. Die Gemeinde unterstützt das Projekt „Das Aschauer Hl. Grab“ finanziell und mit Dienstleistungen. Der HGV ist Veranstalter für die Durchführung der Auferstehungsspiele, des Rahmenprogramms und der Führungen. Es ist vorgesehen, dass Aschauer Hl. Grab im mehrjährigen Turnus in der kath. Pfarrkirche „Darstellung des Herrn“ aufzustellen, erstmals im Jahre 2019. Als Zeitrahmen für das Aufstellen des Aschauer Hl. Grabes gilt im Durchführungsjahr grundsätzlich die Zeit zwischen der ersten Fastenwoche und dem zweiten Sonntag nach Ostern. 2019 wurden in dieser Zeit neben den kirchlichen Veranstaltungen die Auferstehungsspiele Teil 1 und 2, ein Rahmenprogramm sowie Führungen angeboten.

Um das Projekt zu realisieren, konstituiert sich am 04.03.2017 ein Arbeitskreis.
Ein Aschauer Gemeinschaftsprojekt:
Kath. Pfarrei Aschau i.Ch., www.pfarrei-aschau.de
Gemeinde Aschau i.Chiemgau, www.aschau.de
Heimat- und Geschichtsverein Aschau i.Chiemgau e.V., www.geschichtsverein-aschau.de
Kolping-Theater Aschau i.Chiemgau e.V., www.kolpingtheater-aschau.de

DIE HL. GRÄBER AUS THEOLOGISCHER SICHT

Im vierten Jahrhundert wendet sich die Geschichte der Christenheit einschneidend, als mit Kaiser Konstantin der erste römische Kaiser den christlichen Glauben duldet, fördert und sich schließlich selbst taufen lässt. Im Heiligen Land lässt Konstantin – unter Mitwirkung seiner Mutter Helena – über dem Grab Christi die „Anastasis“, die Auferstehungskirche erbauen und bezieht den Golgotha-Felsen in den Kirchenbau mit ein. Am 13. September 335 wird die Grabeskirche geweiht. Erste Pilgerberichte reichen in das 4. Jahrhundert zurück und beschreiben nicht nur die Heiligen Stätten, sondern auch die Liturgie, die dort mit Prozessionen, Gesängen, Kreuzverehrung und Gottesdiensten gefeiert wird. Die Entwicklung der Liturgie der Kar- und Ostertage hängt aufs Engste mit den Feierlichkeiten an der Jerusalemer Grabeskirche seit der Antike zusammen. Pilger bringen Andenken aus Jerusalem mit, und bereits im frühen Mittelalter beginnt man damit, die Grabkapelle von Jerusalem an vielen Orten Europas nachzubauen (z.B. Fulda 822). Auch diejenigen Gläubigen, die nicht nach Jerusalem pilgern konnten, sollten das „Heilige Grab“ verehren, der Passion und Auferstehung Christi zeichenhaft gedenken können. Aus den Wechselgesängen der ersten Osterfeiern entstehen im 10. Jahrhundert szenische Spiele, die im Lauf der Zeit dramatisch ausgebaut werden und auch die Darstellung des Heiligen Grabes beeinflussen. Liturgie, Osterspiele und Heilige Gräber gehen eine kreative Wechselbeziehung ein und führen schließlich zu den grandiosen Kulissenbauten der Barockzeit, die an den Kartagen den ganzen Altarraum ausfüllen. Auch die Osterliturgie erfährt bedeutende Veränderungen: Die Auferstehungsfeier rückt aus der Osternacht immer mehr in den Karsamstag hinein. Erst die Erneuerung der Karliturgie in den 1950er-Jahren bringt wieder den Karsamstag als Tag der Grabesruhe Christi voll zur Geltung, sowie die Osternacht als die zentrale Feier der Auferstehung Christi, beginnend mit dem eindrucksvollen Ritus, wenn das Osterlicht („Lumen Christ“) in die stockdunkle Kirche gebracht und von Kerze zu Kerze an alle Gläubigen ausgeteilt wird. Im Verkündbuch der Pfarrei Aschau wird für Karsamstag 1951 noch vermerkt: 7 Uhr (früh!) Feuer-, Osterkerzen- und Taufwasserweihe; 4 Uhr (nachmittags) Auferstehungsfeier. Für Karsamstag 1952 heißt es dann: 8 Uhr (früh) Trauermette, 8 Uhr (abends) Osternachtfeier. Die Liturgie des Karfreitags wird erstmals 1956 von 9 Uhr auf die Todesstunde Jesu um 15 Uhr verlegt. Das Verkündbuch verrät uns, dass sich bis Mitternacht Betstunden am Heiligen Grab anschließen, ebenso am Karsamstag von 7 - 12 Uhr; dies hält sich auch in den kommenden Jahren so. Seit 1963 wird in Aschau die Osternacht am Ostersonntag um 5 Uhr früh gefeiert.

Wenn "Das Aschauer Heilige Grab" in seiner ursprünglichen Größe aufgebaut ist, steht die Pfarrgemeinde vor der Herausforderung, den dreistöckigen Grabaufbau nicht nur als „Kulisse“ zu sehen, sondern aussagekräftig und stimmig in die Liturgie einzubeziehen, alt und neu sinnvoll zu verbinden, und die Darstellungen des Heiligen Grabes für unser Leben heute sprechen zu lassen: die Engel mit den Leidenswerkzeugen, die Propheten mit den Zitaten aus dem Alten Testament, die Grabhöhle mit dem Leichnam Jesu, das Totenreich mit dem erlösungsbedürftigen Menschenpaar Adam und Eva, das gedämpfte Licht und das Leuchten der bunten Kugeln, den strahlenden Rahmen für den Auferstandenen, und nicht zuletzt die Architektur, die den Zerfall in den Ruinen sowie Schönheit in Säulenhallen und Landschaften gleichermaßen in sich vereinigt und damit auch zum Symbol für Vorgänge unseres Lebens und Glaubens wird.

 

Öffnungszeiten der Pfarrkirche „Darstellung des Herrn“: täglich von 8:00 bis 18:00 Uhr

Keine Besichtigung möglich:
Während der Gottesdienste, Beerdigungen, geschlossenen Gruppenführungen und zu Probezeiten.
Wir bitten um Ihr Verständnis!
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