In unserer dichtbesiedelten Kulturlandschaft sind leblos stehende Bäume ein seltener Anblick. Dabei sind sie wichtig für die Natur, denn darin herrscht ein regelrechtes Treiben: Es wird genagt, geschlüpft, gefressen, verpuppt und vermehrt. Was wiederum ein Fest für die Vögel ist. Die Spechte zimmern gern ihre Bruthöhlen hinein, die später von Meisen, Eulen, Siebenschläfern, Eichhörnchen oder Fledermäusen genutzt werden. Und letztlich wird aus dem Stamm Humus – bester Nährboden für unzählige Pflanzen.
Der Prallhang der Prien bei Kaltenbach zeigt zwei unterschiedliche Ablagerungen – obenauf rund 15.000 Jahre alter Kies und Mergel. Er stammt von den Schmelzwässern der Gletscher, die ihr mitgeführtes Geröll hier ablagerten. Darunter befinden sich Gesteine, die entstanden, als sich die Alpen gen Norden schoben und erhoben. Das rund 15 Millionen Jahre alte Alpengeröll wurde dabei horizontal in das tropisch warme Meer verfrachtet. Durch den „Aufprall“ der Alpen auf das Vorland entstand eine „Knautschzone“, in der die Schichten des Vorlandes steil aufgestellt wurden. Diese wurden hier von der Prien angeschnitten, so dass man sie gut erkennen kann.
28 - Das Ur-Priental • Standort: Wegesrand unterhalb Ortsteil Bachham
Östlich von hier lag einst der Chiemsee-Gletscher, westlich davon der Inn-Gletscher, dazwischen flossen deren Schmelzwässer als Ur-Prien nach Norden. Mit zunehmender Erwärmung wurde die Entfernung zwischen ihnen größer und das Schmelzwasser konnte in Richtung des heutigen Marktes Prien laufen. Das große Gefälle von Wildenwart bis Prien half dem Wildbach, sich in den Moränenschutt tief einzugraben – so entstand das heutige Priental. Hier ist einer der ersten Mäander zu sehen, verursacht von der sich in den Untergrund einschneidenden „jüngeren“ Prien. Das ursprüngliche Flussbett oben bei Bachham liegt seit dieser Zeit trocken.
29 - Wenn die Bäume Anzug tragen • Standort: Wegesrand unterhalb Ortsteil Bachham
Überall am Prien-Ufer stehen Waldbäume mit Efeubewuchs. Aber er schadet ihnen nicht, sondern er schützt den Stamm vor der Sonne. Seine Blüten versorgen Insekten mit Pollen, das immergrüne Laub bietet ganzjährig Nistplätze für Vögel und die Früchte im kargen Winter Futter.
30 - Früher war ich größer • Standort: Wegesrand unterhalb Ortsteil Bachham
Vor über 300 Millionen Jahren gab es noch keine Laub- oder Nadelbäume; im Wald standen nur Baumfarne und Schachtelhalme, darunter krochen armdicke Tausendfüßler, darüber flogen gigantische Libellen. Schachtelhalme gibt es immer noch – im Vergleich zu damals aber im Miniaturformat. Seine durch Kieselsäure harten Stängel wurden einst – vor der Erfindung des Schleifpapiers – zur Politur von Holzschnitzereien genutzt, wobei sie spezielle Riefen hinterließen.
31 - Aderlass für die Prien • Standort: Wegesrand unterhalb Ortsteil Bachham
Ein Wehr versorgt nicht nur den Kanal mit Wasser, sondern wirkt auch als Sperre für Geröll, das oberhalb der Wehrmauer liegen bleibt. Hier an dieser Stelle ist der große Granitblock, ein Findling, zu sehen. Die Talwände der Prien bestehen aus Moränen, also aus Geschiebe, das von den Gletschern der Alpen abgelagert wurde. Die Prien arbeitet es langsam ab und sortiert es nach Korngrößen – daraus entstehen Kiesbänke, die aufzeigen, welche Gesteine in den Moränen waren.
32 - Der Vegetarier mit Rindendiät • Standort: nahe E-Werk
Unser nagender Mitbürger – der Biber – ist bei Baumfreunden wenig beliebt. Über 300 Pflanzen stehen auf seinem Speisezettel, und die in großen Mengen. Weil der dicke Kerl mit seinen rund 30 Kilo nicht auf die Baumgipfel und damit an die jungen Weidezweige und -blätter kommt, muss er dazu den ganzen Baum fällen. Übrig bleibt nur der typische, spitz zulaufende Baumstumpf. Im Winter gibt es für den Biber übrigens karge Kost: Er muss sich mit der Rinde von dünnen Zweigen und Ästen begnügen.
Seit 1906 betreibt der Markt Prien bei Siggenham ein Elektrizitätswerk, das nach den Plänen von Oskar von Miller, dem Gründer des Deutschen Museums in München und des Walchenseekraftwerks, entstand. Ursprünglich sollte mit dem Strom die Wasserpumpe im Eichental zur Trinkwasser- Versorgung von Prien-Trautersdorf betrieben werden; heute wird er in das Netz der Isar Amperwerke eingespeist. Die einstige Ausstattung ist bis heute erhalten – womit das gemeindliche E-Werk ein technisches Denkmal des frühen 20. Jahrhunderts darstellt.
34 - Gefälle = Energie • Standort: nahe Aumühle im Eichental
Ein Wehr staut Wasser und leitet es in einen Kanal mit geringem Gefälle. An der Stelle, wo der Höhenunterschied zum Fluss groß ist, nutzt man die Kraft des Wassers zur Stromerzeugung. Hier an der Grablmühle ist solch ein Kanal, dessen Wasser über Druckröhren auf Turbinenräder geleitet wird. Deutlich ist das Sausen des Generators im Turbinenhaus zu hören. Das „abgearbeitete“ Wasser fließt dann wieder in die Prien.
35 - Aumühle • Standort: Aumühle im Eichental
Die Wasserkraft der Prien und ihrer Mühlbäche bildete über Jahrhunderte die Basis für viele Gewerbezweige wie Schmiede, Büchsenmacher, Gerber und Mühlen. Noch 1924 waren sieben Wasserwerke mit rund 100 Arbeitern am Priener Mühlbach aktiv. Mit ihrer Hilfe wurde Mehl gemahlen, Sägholz geschnitten und Lein- und Mohnöl gewonnen. Die Priener Aumühle wurde erstmals 1420 erwähnt; bis circa 1900 war sie in Betrieb. Das heutige Anwesen stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.
36 - Zeichen der ganz normalen Naturgewalt • Standort: nahe Aumühle im Eichental
Die Prien zeigt sehr anschaulich das typische Mäandrieren auf. Dieses Schlängeln eines Flusslaufs entsteht durch Widerstände wie Schwemmholz, die das Wasser aufwirbeln. Es weicht aus und spült damit Uferbereiche aus – was weiteren Gegendruck erzeugt und das Abtragen verstärkt. An diesen Stellen brechen die Ufer oft ab – und ein Prallhang entsteht: Er heißt so, weil das Wasser anprallt, wie hier zu sehen ist. Ihm gegenüber steht der Gleithang: Hier ist der Fluss seicht und lagert Geröll ab.
37 - Karussell in der Steilwand • Standort: nahe Aumühle im Eichental
Unser Eisvogel – wie ein Juwel sieht er aus mit seiner kobaltblauen bis türkisfarbenen Oberseite, dem leuchtend blauen Streifen auf dem Rücken, den azurblauen Spitzen auf den Flügeldecken – schön im Kontrast zum rostroten Bauch und einer blütenweißen Kehle. Gerade diese Färbung verschafft ihm die beste Tarnung und so ist er schwer zu entdecken. Also spitzt die Ohren nach seinem kurzen, scharfen „tiht“ oder „ti-it“! In seiner Bruthöhle schlüpfen nackte und blinde Küken mit riesigem Appetit, die zum Füttern eine Art Karussell bilden: Wenn das vorderste gefressen hat, rutscht es weg und lässt das nächste ran.
38 - Schnell, schneller, am schnellsten! • Standort: nahe Kneippanlage Eichental
Alle Pflanzen wollen ans Licht! Und so bricht im Frühjahr ein regelrechter Wettkampf aus. Schnelligkeitsspezialisten sind die Frühblüher wie das zarte Buschwindröschen, der aromatische Bärlauch und das violette Leberblümchen, die so Zucker produzieren – aus Wasser, Kohlenstoffdioxid und Sonnenlicht. Und nebenbei entsteht auch noch – zu unser aller Freude – Sauerstoff.
39 - Die Wiederbelebung eines toten Flussarms • Standort: Abzweigung Mühlbach/Korneggerweg
Einst floss der Mühlbach als Nebenarm der Prien durch das Harrasser Moos in den Chiemsee. Mit der Zeit verlegte die Prien ihren Weg durch ihren mitgeführten Schutt nach Rimsting, wo sie bis heute in den Chiemsee mündet. Der Mühlbach war ab da trocken gefallen. Um ihn wieder zu aktivieren und zur Energiegewinnung zu nutzen, wurde das Beilhack-Wehr gebaut; sein Überlauf speist den als Kanal angelegten Mühlbach – und so wurde ein seit Jahrtausenden toter Flussarm als Industriegewässer wiederbelebt.